Irren-Offensive Nr. 5

Rezension einer Rezension

"Mit gespaltener Zunge: Das "HAND-WERKS-BUCK PSYCHIATRIE" Rezension"

So fängt eine Rezension über das oben genannte Buch von Thomas Bock und Hildegard Weigand an, die von Burkhart Brückner aus Berlin im FAPI heft 5/6 Seite 45 geschrieben worden ist. MIT GESPALTENER ZUNGE: das ist gut! MIT GESPALTENER ZUNGE: köstlich!

Zitat: "Stell Dir vor, da kommt jemand auf Dich zu, und quatscht Dich als "Psychoseerfahrenen" an! - Na, da wird ich erstmal sagen: "Verrückte Erfahrung ist nicht psychotisch!"... Und dann vielleicht fragen: "Wo hast Du das denn her?"."

Herr Brückner meint mit "das" den Begriff "Psychoseerfahrenen". Ich würde die gleiche Frage stellen aber der Begriff wäre mir zuerst gleichgültig. Was mich interessieren würde ist woher er diese Information her hatte! Also nämlich "Woher kennst Du mich?"

Zitat: "Es ist sowohl anzunehmen, daß mit der Antwort auf ein neues Buch verwiesen würde..."

Wenn ich so eine Anwort bekäme, würde es mir zuallererst schwindlig, denn ich hätte geglaubt jemand hätte ein Buch über mich geschrieben. Ich bin nämlich jemand der sowohl Betroffener ist, als auch jemand den die zwei Autoren "Psychoseefahrener" nennen würden. Aber es steht nicht auf meiner Stirn geschrieben. Wenn jemand es aber trotzdem weiß und zwar aus einem Buch, dann muß ich im Buch höchst persönlich erscheinen.

Tatsache ist, daß Herr Brückner nicht so eine philosophische Weisheit äußern würde, sondern eher sagen würde: "Du hast mich mit jemandem verwechselt ich bin PSYCHOLOGE!", Herr Brückner ist einer der NICHT Betroffenen Mitglieder des" Verein zum Schutz vor Psychiatrischer Gewalt e.V". der fünf "Irren-Offensive"Mitglieder, also Betroffene, aus ihrem Verein rausgeschmissen ha t, well diese sich für die Selbstbestimmung der Betroffenen Im Weglaufhaus stark gemacht haben.

Aber schauen wir seinen philosophischen Spruch an: "Verrrückte Erfahrung ist nicht psychotisch!". Was soll das bedeuten ? Es ist eben was Herr Brückner will, eine Gelegenheit sein Pseudowissen zur Schau zu stellen. Keiner weiß was dieser Satz bedeutet, denn er ist bedeutungslos. "Verrückte Erfahrung" kann alles bedeuten vom Tanzen in einer Disko bis zu den schlimmsten B. Z. Schlagzeilen. Die Inhaltslosigkeit von "psychotisch" Ist ebenso berüchtigt. Ein Grund, unter anderen, den Herr Brückner uns gibt, wieso "Verrückte Erfahrung...nicht psychotisch" ist, ist, daß Herr Brüchner "Verrückt" kämpferischer als "psychotisch" findet.

Zitat "Der Begriff der "Verrücktheit" ist ein Kampf begriff."

Eine Frage! Sind Sie selbst verrückt Herr Brückner? Würden Sie sich selbst so bezeichnen? Hören Sie doch mal auf!

Der zweite Grund ist, und dies ist sein Hauptpunkt, daß wenn mensch Betroffene "Psychoseerfahrene" nennt, der "subjektive Sinn" des Betroffenen verneint würde.

Zitat:"Die neue Anrede der Betroffenen als " Psychoseerfabrene" bezeichnet m. E, das Dilemma der Sozialpsychiatrie par excellence:..." "Wenn man eine individuelle Erfahrung als "psychotisch" bezeichnet, ist durch diese Sichtweise der subjektive Erfahrungsgehalt eliminiert.".

Dies ist ihm so wichtig daß es sogar INHUMAN sei.

Zitat: "Der Begriff der "Verrücktheit" ist ein Kampf begriff. Das Wort "Psychoseerfahrung" hingegen ist nicht nur in sich widersprüchlich, es ist ein inhumaner Begriff... "

So, was tun?

Zitat: "Meine Erfahrung ist, daß sich Verrücktheit nicht "psychotisch" nennt, daß z.B. Wahn nicht von Krankheit spricht..."

Also nennen wir den Betroffenen, "Verrückte" und "Wahnsinnige". Mit diesem Namenswechsel haben wir den "subjekiven Sinn" für den Betroffenen zurückerobert.

Ich will nicht albern erscheinen aber wieso nennt mensch die Betroffene nicht einfach "Betroffene"?

Der Begriff "Betroffene" ist weder ein neues Wort für "Verrückte" noch "Wahnsinnige" noch "Psychoseerfahrene", sondern bezeichnet einen Mensch der mal in einer Klapse als Insasse gesessen hat. Damit Ist sein/ihr "subjektiver Erfahrungsgehalt" unvermeidbar fast "eliminiert" wie es zwangsweise mit allen Begriffen der Fall ist. SIE sind KEIN Betroffener Herr Brückner! Sie können wohl aber "Verrückt" oder "Wahnsinnig" sein, wie Sie es in Ihrem Text implizieren, aber darüber will ich mit Ihnen keinen Streit anfangen.

Die Rezension fährt weiter fort mit einem semantlschen Geblaber und einer Begriffsklauberei. Er vermittelt weiterhin den Eindruck, er selbst sei psychiatrie Betroffener , aber der/die aufmerksame Leserin hätte bemerken können, daß Herr Brückner doch ein ziemlich komischer Betroffener ist, denn:

Zitat:"Ich hätte also gerne etwas über die Erfahrungen der "Expertinnen" in ihrem "Praxisdruck" gelesen, etwas über die Gründe, die sie zu angeblich "pragmatischem", d.h. in diesen Verhältnissen menschenwürdigenden Tun motiviert. Wo sind Beiträge zur "anderen Seite" psychosozialer Praxis, über den Pflegenotstand etwa über die Hierarchien im Krankenhaus, über die geringen Tariflöhne für Pflegerinnen, über die Techniken der psychiatrisch Tätigen ihre Arbeitsbedingungen ertäglich einzurichten, über die Methoden Gewalt zu verharmlosen bzw. zu decken? Die gesamte gewerkschaftliche Seite der Arbeit in der Psychiatrie ist ausgeklammert worden. Dabei wäre diese der Hebel, mit dem sich psychiatrisch Tätige ihrer Situation gemeinsam und prakisch bewußt werden könnten."

Ist das nicht süß? Ja ein bißchen ZU süß! Zum kotzen ist das! ! ! Aber wir sind noch nicht zu Ende. Nun kommt der Hammer. Die schräg geschiebenen Wörter sind von Herrn Brückner selbst so hervorgehoben.

Zitat:"Die "sozialpsychiatrischprogressiven" Beteuerungen blenden und setzen sich der Polemik aus, wenn praktisch welterhin über statt mit uns geredet wird, wenn praktisch weiterhin die Gewalt das Sagen hat. Verständigung über Erfahrungen wie auch das politische Bündnis kann erst möglich sein, wenn (am besten gemeinsam) praktisch daran gearbeitet wird, das Gewaltverhältnis abzuschaffen, wenn es Institutionen der Betroffenen gäbe, in denen Selbstbestimmung möglich ist. "

... über statt mit uns geredet wird. . ." und das von einem Mann, der fünf Irren-Offensive Mitglieder aus einem "Verein zum Schutz vor Psychiatrischer Gewalt" rausgeschissen hat und selbst KEIN Betroffener ist!"

Wie ernst Herr Brückner es mit gegenseitigen Diskussionen meint, kann aus diesem Brief, den er unterschrieben hat, entnommen werden; Ich (der angeschriebene) war derzeit "Vorstandsmitglied des Vereins zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V."bzw wie aus den Brief hervorgeht Ex-Vorstands-Mitglled!

Zitat: "Er (Karl Beine ein Autor im Buch) stellt keine Projekte vor, die weitgehend ohne Neuroleptika gearbeitet haben (z.B. "Soteria/USA oder "Säter"/Schweden oder in Deutschland das von dem Berliner "Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V. "(und nicht von der "Irrenoffensive" wie fälschlicherweise auf S.240 behautet) geplante "Weglaufhaus".)"

"... gearbeitet haben. . . wie. . . (das) geplante "Weglaufhaus". Wie ist das zu verstehen? Es ist eben nicht zu verstehen. Das "Weglaufhaus" steht zwar als Gebäude. Aber es steht seit ca. zwei Jahren leer denn Herr Brückner und KollegInnen bestehen auf ihrem riesigen Gehalt bevor sie einen Finger krumm machen wollen. Im Interesse der Betroffenen versteht sich!

Karl Beine hat nicht vom Weglaufhaus geschrieben, aber offensichlich irgendjemand anderes; und zwar auf S. 240. (Ich habe das Buch nicht gelesen und habe auch nicht vor es zu lesen). Herr Brückner wirft den Autoren in einem anderen Zusammenhang "Kaltschneuzigkeit" vor. Aber er sollte selbst diesen Pokal bekommen. So ein Dementi zu machen, nachdem er und seine KollegInnen das Projekt Weglaufhaus der Irren-Offensive ohne ihre Zustimmung entrissen haben ist einfach FRECH!

Zitat:"Meine" Erfahrung ist, daß sich Verrückheit nicht, "psychotisch" nennt, daß z.B. Wahn nicht von Krankheit spricht, sondern meine konkreten und handfesten Probleme in einer eigenen Sprache auf den Punkt bringt und vor mir versteckt. Höhenflüge und Scheitern, Hinter-meinem-Rücken-Sein. all das was "symptomatisch" genannt wird, hat subjektiven Sinn in konkreten Notlagen. und diese Not muß geändert werden, nicht die Menschen! Das geht aber nur wenn man den Menschen zuhört. Vielleicht ihrem Stammeln und Schreien, auf jedem Fall ihnen eigenen Worten. Nur die Betroffenen können ausdrücken, welches eigentlich Ihre Probleme sind."

Awh! der arme Herr Brückner, er braucht jemand der seinem "Stammeln und Schreien" zuhört. Aber noch ist Polen nicht verloren, denn Herr Brückner kennt jemanden der "Konkrete Notlagen" verschwinden läßt, einfach indem er ZUHÖRT: Herr Brückner selbst! Herr Brückner hat seine Rollenspiele gut gelernt! Er zieht sich seine betroffene Jacke an, schreit nach Hilfe, beschreibt das, was er braucht, zieht schnell die Jacke wiederaus, Psychologen-Jacke an: "sim sim sala bim! Braucht jemand meine Hilfe? Ich bin professioneller ZUHÖRER."

Herr Brückner endet seine Rezension mit den Sätzen: "Das "Handwerksbuch" bietet zwar billig neueste Informationen, ist aber trotz aller Bemühtheit über weite Strecken langweilig. Dennoch war es ohne größere Wutanfälle lesbar. Ist das der Fortschritt?"

Mißt mensch den Fortschritt am Grad der Wutanfälle, dann wäre die Rezension von Herrn Brückner ziemlich Reaktionär!

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